Loomio

Vorschlag 4: Erfahrene Teams aus Verwaltung und Digitalwirtschaft

VB Volt Berlin Public Seen by 8

KURZ UND KNAPP:

  • Die Verwaltung schafft eine Kultur, in der sie Talenten aus Berlins Ecosystem die Möglichkeit gibt, mit Großprojekten die eigene Stadt zu gestalten.

  • Schaffung von flexiblen Arbeitszeiten und attraktiven Arbeitsbedingungen.

  • Gegenseitiges Mentoring zwischen digitalen Expert:innen und erfahrenen Verwaltungsmitarbeiter:innen 

DIE DRÄNGENDSTEN HERAUSFORDERUNGEN BERLINS:

Berlin hatte 2019 283 Tausend Mitarbeiter:innen im öffentlichen Dienst. In den letzten 10 Jahren ist die Zahl jedes Jahr um 2 bis 4 Tausend Mitarbeiter:innen gewachsen. In der Hauptverwaltung (Landesebene) arbeiten 95 Tausend und in den Bezirksverwaltungen gut 23 Tausend Mitarbeiter:innen. Die Anzahl der Mitarbeiter je 1.000 Einwohner ist durchaus ähnlich wie diejenige vergleichbarer Städte, wie zB Hamburg. Berlin hat also nicht grundsätzlich zu wenig Mitarbeiter.

Aus vielen Gesprächen lassen sich sich allerdings vier andere Probleme herauslesen: 

Unterbesetzung in IT-Steuerungsrelevanten Bereichen
Obwohl das EGovG für die IT-Steuerung eine Einheit (Abteilung V in der SenVw für Inneres) vorgesehen hat, ist deren Funktionsfähigkeit vor allem wegen unbesetzter Stellen und hoher Fluktuation stark eingeschränkt.

Das ITDZ sollte eigentlich von derzeit knapp 900 auf 1800 Stellen in 2022 wachsen; der Bedarf an IT-Personal für Migration und Support in anderen Behörden ist jedoch gar nicht einheitlich ermittelt worden. Es ist nicht denkbar, dass auch nur annähernd die eigentlich erforderlichen Fachressourcen in naher Zukunft zur Verfügung stehen werden. 

DNA der Verwaltung
Es gibt viele motivierte und engagierte Mitarbeiter:innen der Verwaltung. Aber es gibt auch viele, die sich bewusst für eine Tätigkeit in der Verwaltung wegen des geregelten, relativ risiko- und veränderungsarmen Arbeitsumfeldes entschieden haben. Das Durchschnittsalter in der Verwaltung ist relativ hoch. Viele Mitarbeiter:innen haben sich an klassische Verwaltungsprozesse gewöhnt und damit eingerichtet. Das macht Veränderungen schwer. Viele Verwaltungsangestellte gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Der Krankenstand liegt teilweise bei 10%.

Attraktivität der Verwaltung als Arbeitgeber
Junge Menschen legen vermehrt Wert auf Sinnhaftigkeit der Arbeit und Gestaltungsmöglichkeiten. Es gibt eine Reihe von Beispielen von jungen Menschen, die nach kurzer Zeit in der Verwaltung resigniert haben, weil etablierte Prozesse und Verantwortungshierarchien ein ein eigenständiges Handeln schwerlich ermöglicht hatten. Es dauert oft mehrere Monate bis ein erfolgreicher Kandidat auch tatsächlich eine Stelle antreten kann (weswegen viele vorab wieder abspringen). 

Vergütung in der Verwaltung
Die Bezahlung nach öffentlich-rechtlichem Tarif liegt bei vielen Expertise-Profilen deutlich (bis zu 50%) unter dem in der Wirtschaft angebotenen Gehalt. Dies gilt insbesondere für die Ebene Bezirksverwaltung. Bislang sind wenig Lösungen gefunden worden, junge Talente durch attraktivere Pakete oder aber andere Vorteile (zB flexible Arbeitszeiten) zu gewinnen.

[Welche Herausforderungen gibt es noch?]

IDEEN & BEISPIELE ZUR NACHHALTIGEN DIGITALISIERUNG: 

Moderne PaketeGerade in Berlin präferieren viele junge Menschen eine sinnhafte Arbeit, durchaus auch unter gewissen finanziellen Einbußen. Durch die moderne Projektarbeit innerhalb der Senatsverwaltung für Digitalisierung kann jungen Menschen aufgezeigt werden, wie sie messbaren Mehrwert in überschaubaren Projektzeiträumen selbst beitragen können. Statt fester 8-Stunden-Tage sollten wahlweise auch 30-Stunden oder 20-Stunden Wochen je Projekt angeboten werden. So lassen sich gerade für IT- und digitale Experten auch verschiedene Tätigkeiten kombinieren

Modernes Recruiting / Einstellungsbarrieren abschaffenDer Bezirk Neukölln macht seit Kürzerem mit seinem Portal vor, die modernes e-recruiting funktioniert, die BVG ist den meisten Berliner:innen schon seit langem für unkonventionelle Stellenausschreibungen bekannt. Konventionelle Voraussetzungen wie Bewerbermappen sollten abgeschafft werden, bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse unterstützt werden.

Arms-length TeamsEs sollten Teams zusammengestellt werden, die privatwirtschaftlich organisiert sind, und damit die Flexibilität auch temporärer Arbeit ermöglichen. Niedersachsen hat dies bereits mit seinem Innovationszentrum vorgemacht, an dem regelmäßig auch Personen aus startups für bestimmte Projekte “anheuern”. Dies wird vor allem auch dadurch gefördert, dass eine Reihe von Startup-Gründern im Board des Innovationszentrums sitzen und dem Austausch von Personal gegenüber offen sind. Die Unabhängigkeit des Innovationszentrums von der Verwaltung ist entscheidend, um neue Impulse setzen zu können.

Digitallotsen
Wie in Baden-Württemberg und Sachsen sollten sowohl in der Verwaltung selbst als auch in der Wirtschaft und an Universitäten Digitallosten bestimmt werden, die als Nebentätigkeit den Verwaltungsangestellten bei Alltagsfragen der digitalen Transformation zur Seite stehen.

[Welche Ideen und Beispiele gibt es noch?]

SDM

Steffen Daniel Meyer Mon 19 Jul 2021 8:33PM

Ich finde, dieses Schaubild hier zeigt sehr eindeutig, warum es in Berlin eine zentrale Verantwortung für das Thema braucht.

S

Schmidt Sun 19 Sep 2021 12:48PM

Als Mensch mittleren Alters wünsche ich mir dennoch einen deutlichen Digitalisierungsschub in der Verwaltung, darunter u.a. die Einführung des papierlosen Büros und papierlose Antragsverfahren. Die könnte durch Portale entstehen, auf die Antragstellende Zugriff haben, ebenso wie zu involvierende Behörden. Einige Mitarbeitende sträuben sich sicherlich gegen die vollständige Digitalisierung, letztlich wird es früher oder später aber ohnehin darauf hinauslaufen.

Beispiel Bauanträge, derzeit in den Bezirken einzureichen:

Je nach Verfahren (Genehmigungsfreistellung, vereinfachtes Naugenehmigungsverfahren, Baugenehmigungdverfahren oder Abweichungen gemäß Paragraph 67 BauOBln) sind seitens der Bauaufsicht diverse andere Behörden zu beteiligen oder auch nicht. Die Verfahren dauern aufgrund verschiedener Hindernisse so lange bis zum Bescheid.

1. Antragsunterlagen entsprechen nicht der Bauverfahrensverordnung. Diese sieht in Berlin u.a. aufgrund mangelhafter digitaler Signaturen vor, 2-fach in Papierform Anträge einzureichen, was bei unzureichenden Bauvorlagen einen erheblichen Zeitaufwand erfordert, die Unterlagen physisch und digital auszusortieren, insbesondere dann, wenn weitere Behörden bereits aufgrund bauaufsichtlich vollständiger Unterlagen bereits beteiligt wurden.

2. Wenn die Bauvorlagen gemäß BauVerfV vollständig sind, werden gemäß Leitfaden zum Baunebenrecht entsprechend weitere Behörden beteiligt. Dies geschieht nur teilweise über das elektronische Baugenehmigungsverfahren (eBG), da nicht alle evtl. zu beteiligenden Träger öffentlicher Belange auf das Portal Zugriff haben, was das Verfahren in die Länge zieht. Wenn dann einzelne Behörden noch Nachforderungen stellen, die die Bauaufsicht nicht prüft/prüfen darf, dann wird erneut der Austausch von Unterlagen erforderlich, die dann ggf. von allen Beteiligten wieder geprüft werden müssen.

Fazit:

Wenn alle Träger öffentlicher Belange / Behörden Zugriff auf ein gemeinsames Portal hätten, in das die Antragstellenden nur noch digital nach einem vorgegebenen System (z.B. BauVerfV) ihre Bauvorlagen einreichen, nachreichen und ggf. auch zurücknehmen könnten und alle zu beteiligenden Behörden gleichzeitig Zugriff hätten und ihre jeweiligen Nachforderungen transparent darstellen würden, könnte ggf. die Bearbeitungszeit erheblich verkürzt werden.

Noch einfacher ginge es, wenn Antragstellende verpflichtend ihre digitalen Bauvorlagen im Format BIM (Building Information Moduling) einreichen müssten, welches ggf. Planungsfehler vor Einreichung bereits erkennt.

Erhoffen würde ich mir dadurch mehr Beratungszeit für Antragstellende unter Beteiligung der einzubeziehenden Behörden, um lösungsorientiert Bauvorhaben zu genehmigen.

Idealerweise wäre hier die grundsätzliche Möglichkeit von mobilem Arbeiten sehr hilfreich, das sowohl den Zugriff auf die notwendige Bearbeitungssoftware, als auch Videokonferenzen grundsätzlich und nicht nur im Ausnahmefall ermöglicht.

Genau genommen würde eine ausgefeilte Software mit Fehlererkennung und ein interdisziplinär zu nutzendes Portal die Prüfbehörde nahezu ersetzen können. Wichtig wäre die Beratung z.B. hinsichtlich Brandschutz, Standsicherheit, Energieeinsparung, Barrierefreiheit und Umweltverträglichkeit sowie Nachhaltigkeit. Hier zukunftsfähige Planungen fachübergreifend voranzubringen, wäre sinnvoll.

Mein Vorschlag lautet demnach:

a)Investment in ein interdisziplinär benutzbares Portal, das Papier, Datenträger und Beteiligungszeit spart und allen Beteiligten Transparenz bietet.

b) grundsätzliche Ausstattung der Behördenmitarbeitenden mit der Möglichkeit des mobilen Arbeitens (wozu auch eine Portion Vertrauen gehört, dass auch außerhalb des Büros gearbeitet wird, was aber nun pandemiebedingt in der vollen Arbeitszeit geleistet und damit bewiesen wurde!)

c) nachträgliche Digitalisierung der bisher nur in Papierform vorhandenen Unterlagen/Bauvorlagen sowie Zugriffsmöglichkeiten auf ein Online-Archiv, je nach Berechtigung

d) digitale Vernetzung der Behörden untereinander nach dem Prinzip des Leitfadens zum Baunebenrecht

e) Abkopplung der Bearbeitung von Ordnungswidrigkeiten im Baurecht von den technischen Sachbearbeitenden, da diese Bearbeitung ggf. effizienter von Verwaltungsfachkräften als von Ingenieuren geleistet wird.

S

Poll Created Sun 19 Sep 2021 12:52PM

vollständige Digitalisierung von Bauantragsverfshren Closed Wed 22 Sep 2021 12:03PM

Mein Vorschlag:

a)Investment in ein interdisziplinär benutzbares Portal, das Papier, Datenträger und Beteiligungszeit spart und allen Beteiligten Transparenz bietet.

b) grundsätzliche Ausstattung der Behördenmitarbeitenden mit der Möglichkeit des mobilen Arbeitens (wozu auch eine Portion Vertrauen gehört, dass auch außerhalb des Büros gearbeitet wird, was aber nun pandemiebedingt in der vollen Arbeitszeit geleistet und damit bewiesen wurde!)

c) nachträgliche Digitalisierung der bisher nur in Papierform vorhandenen Unterlagen/Bauvorlagen sowie Zugriffsmöglichkeiten auf ein Online-Archiv, je nach Berechtigung

d) digitale Vernetzung der Behörden untereinander nach dem Prinzip des Leitfadens zum Baunebenrecht

e) Abkopplung der Bearbeitung von Ordnungswidrigkeiten im Baurecht von den technischen Sachbearbeitenden, da diese Bearbeitung ggf. effizienter von Verwaltungsfachkräften als von Ingenieuren geleistet wird.

Results

Results Option % of points Voters
Agree 75.0% 3 SDM OB CS
Abstain 0.0% 0  
Disagree 25.0% 1 SS
Block 0.0% 0  
Undecided 0% 22 HVR VB MB ES HVR CP F VS CB PF AW J U C LN PVB GG LR BU JF

4 of 26 people have participated (15%)

CS

Carola Smulders
Agree
Sun 19 Sep 2021 12:53PM

Als Bauingenieur erfahre ich regelmäßig wie intransparent und aufwendig die Bauanträge sind, und wie wahnsinnig viel Papier dabei erforderlich ist. Eine digitale Mappe macht es für allen Parteien möglich den aktuellen Stand des Antrags zu verfolgen und evtl. Aktualisierung der Unterlagen effizient umzusetzen. Außerdem erwarte ich dass dadurch weniger Fehler auftreten, weil alle genau sehen welche Dokumenten als Grundlage für den Antrag auftreten und diese bei Bedarf kontrollieren können.

OB

Ole Behrens-Carlsson
Agree
Sun 19 Sep 2021 12:53PM

Die Vorschläge sind logisch und konkret. Allerdings wird die Digitalisierung aller Bestandsdaten in Papierform eine Mammutaufgabe.

SDM

Steffen Daniel Meyer
Agree
Sun 19 Sep 2021 12:53PM

Hört sich sinnvoll an.

SS

Sebastian Sauer
Disagree
Sun 19 Sep 2021 12:53PM

Punkt a) b) und d) sicherlich sinnvoll. Aber Punkt c) ist m.E.n. nicht umsetzbar. Vielleicht mit dem Zusatz "alle zum Zeitpunkt der Einführung noch laufenden Anträge nachträglich auch digitalisieren". Punkt e) kann ich rechtlich nicht bewerten.